Verwüstung

Veröffentlichung: 07.01.2022

Auf Verwüstung war dann plötzlich noch mehr neu: Als es für TERROR noch nur einen Song zu mixen galt, sorgte ein Update dafür, dass meine bisherige Software zum Editieren und Mixen, Audacity, nicht mehr funktioniert hat. Haecksen-Nami konnte das Problem zwar notdürftig beheben, der Vorfall hat mich aber trotzdem zum Wechsel auf eine andere, weit vielseitigere DAW bewegt: Ardour. Außerdem ist Verwüstung mein erstes „richtiges“ Konzeptalbum – bei Terror hat sich das Konzept eher zufällig ergeben, bei Verwüstung wusste ich von vornherein dass ich eine zusammenhängende Geschichte erzählen will.

In der Zeit war ich ziemlich desillusioniert, was die Wirksamkeit von Aktivismus und zivilem Ungehorsam bezogen auf die Klimakatastrophe anging. Klar kannst Du einen Wald besetzen, eine Demo oder ein Klimacamp machen – am Ende wird trotzdem gerodet und weiter CO2 in die Luft geblasen und Autos verstopfen weiterhin die Städte. Ich muss ja zugeben, dass mich Leute wie die RAF oder der Unabomber schon seit meiner Teenager*innenzeit faszinieren, und da stellt mensch sich unweigerlich die Frage, ob nicht etwas nachdrücklichere Sabotage etwas nachhaltigere Veränderung mit sich bringen könnte. Die Protagonist*in, deren Geschichte wir in Verwüstung verfolgen, denkt und handelt dementsprechend. Das Album erzählt von Repression, Radikalisierung, Anschlägen und der Flucht in den Untergrund. So viel Vorweg: Historisch gesehen hat Bombenlegen leider selten (vor Allem nicht ohne Nebenwirkungen) zu den gewünschten Ergebnissen geführt, und so geht die Geschichte zumindest unsere Protagonist*in nicht unbedingt gut aus, obwohl das System schlussendlich zusammenfällt.

Nach TERROR war ich mal wieder der Meinung, meine Synthies beatmäßig ganz schön ausgereizt zu haben, drum ergriff ich eine günstige Gelegenheit und habe meinem Volca Drum einen Volca Kick zur Seite gestellt. Das, die neue DAW sowie die Beschäftigung mit Art-Rock-Alben wie The Fragile oder The Wall gehört haben dafür gesorgt, das Verwüstung für mich gewissermaßen der Beginn eines neuen Kapitels ist. Mehr Möglichkeiten, mehr Sounddesign, Mut zur Vielseitigkeit und zum Storytelling!

Ein wichtiges Buch in der Entwicklung der Story war für mich übrigens das Public Domain-Werk Desert.

Zu seinem zweiten Geburtstag hab ich das Album übrigens behutsam geremastered