2047

Veröffentlichung: 22.09.2023

Selbstverständlich bin ich der Meinung, dass mein neues Album, 2047, auch mein bislang bestes Album ist. Sonst hätte ich es nicht released. We’re back to big concept albums und dieses Mal bin ich weniger am Zweifeln: 2047 ist ein Aufruf zum Handeln inmitten der Klimakrise! Dystopisch geht es nichtsdestotrotz oder gerade deswegen zu. Dank der Wiederentdeckung meiner alten E-Gitarre ist das übrigens mein erstes Album, das ich (auch) als Industrial Rock bezeichnen würde:

Trotz des am Ende dichten Konzepts ist das Album erst mal so ziellos entstanden wie seit Die Welt… nicht mehr. Rückzug war dann doch schon das vierte Album, dessen Beats ich primär mit dem Volca Drum kreiert habe, das zweite mit Volca Kick-Beteiligung und das MiniNova war von Anfang an dabei. Mit dem E-Bass zu spielen hat mir sehr getaugt, aber mir war es nicht möglich, dem Drum einen Sound zu entlocken, den ich nicht schon mal gehört hab. Also mussten andere Synths her, und meine Wahl fiel auf einen Moog DFAM, dessen semi-modulares und komplett analoges Konzept anders war als alles mit dem ich bisher gearbeitet hab. Zusätzlich bin ich bei meinen Recherchen vom Sonic Potions x Erica Synths LXR-02 überzeugt worden – die Rhythmussektion habe ich für dieses Album also komplett ausgetauscht. Da ich das MiniNova (trotz Soundpacks) mittlerweile auch schon in jeder erdenklichen Form erkundet hatte habe ich auch das Keyboard durch ein Uno Synth Pro Desktop ergänzt. Also hab ich erst mal einfach ganz viel Rumprobiert und Beats gebastelt! Da ich mit dem Basssound bei einem Track nicht zufrieden war, hab ich stattdessen meine alte E-Gitarre rausgekramt und es damit versucht – und das hat so gut gepasst zum Sounddesign und Spaß gemacht, dass das Album schließlich mein Saiteninstrument-lastigstes wurde und das erste ph4nt. Album, auf dem wirklich Gitarre vorkommt.

Textlich hab ich mich diesmal aber ganz schön schwer getan: Seit Sommer 2022 gab es gab schreckliche queerfeindliche Angriffe (R.i.P Malte), Polizeigewalt, Repression (bin seit Frühling 23 dank eines Schwarzfahr-Prozesses auf Bewährung)…aber über all diese Themen hab ich meist schon mehrere Songs geschrieben. Allgemein sind 73 Liedtexte in 2 Jahren einfach…viel. April 2023 bin ich dann im Curt auf einen Aufruf des Urban Lab gestoßen, für das Projekt „Was wäre, wenn… fiktive Tagebucheinträge von Nürnberger*innen aus dem Jahr 2035 einzureichen. Das hab ich dann gemacht und es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich hab auch gleich zwei Texte geschrieben, weil mir nur eine Perspektive etwas zu limitiert erschien für das was ich erzählen wollte. Die Texte kamen gut an und ich wurde sogar zu einer Lesung eingeladen. Tja, und das war der thematische Startschuss für 2047! Aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen gefiel mir gut und ermöglichte ein anderes Storytelling, und so erzählt 2047 in seinen vierzehn Songs vierzehn kleine Geschichten aus verschiedenen Augen. Klar hab ich schon viel über die Klimakatastrophe und das momentane Nicht-Handeln geschrieben, doch zum einen ist mir mein letzter Beitrag in der Hinsicht rückblickend zu entmutigend ausgefallen, und zum anderen beschäftigt mich die Klimakrise durchgängig und weniger partiell als beispielsweise Queerfeindlichkeit. Was nicht heißt, dass ich zu dem Thema nicht auch noch ein Album schreibe 😉

Auf 2047 finden sich mit dem false Jakke-Feature auf PJ sowie dem Rauch-Remix von LYA AM auch kollaboratorisch Premieren im ph4nt. Kosmos.

Sehr wichtige Lektüre für einige Handlungsmotive waren neben tonnenweise Arte-Dokus und Artikeln: „Wie man eine Pipeline in die Luft jagt“ von Andreas Malm, der grandiose Roman „Walkaway“ von Cory Doctorow, „Die Mauer“ von John Lanchester sowie „Dürre“ von Uwe Laub.